Q. Erzählen Sie uns bitte etwas über LexisNexis Risk Solutions und dessen Gründung.

LexisNexis Risk Solutions ist ein Daten-, Analyse- und Technologieanbieter für den Versicherungs- und Fahrzeugherstellermarkt in Europa. Wir sind Teil eines weltweit tätigen Unternehmens, das auf 40 Jahre Erfahrung bei der Bereitstellung innovativer Lösungen im Kontext von Herausforderungen bei der Analyse von Risikodaten zurückblickt. Wir nutzen Daten, fortschrittliche Analytik und innovative Technologien, um Erkenntnisse und Einblicke für Versicherungsträger und Fahrzeughersteller zu generieren, um sie dabei zu unterstützen, Probleme zu lösen, bessere Entscheidungen zu treffen und ihren Betrieb zu optimieren.

LexisNexis Risk Solutions gehört zum Marktsegment „Risiko- und Geschäftsanalyse“ von RELX, einem weltweit tätigen Anbieter von Informationen und Analysen, der nach Marktkapitalisierung zu den 100 größten in London gelisteten Unternehmen zählt.

Q. Welche sind die wichtigsten Produkte und Dienstleistungen von LexisNexis Risk Solutions?

Wir bieten eine breite Palette von Datenlösungen für den Versicherungsmarkt an, um alle Phasen und Abschnitte der Kundenerfahrung durch Informationen zu stützen - vom Angebot bis zum Schadensfall in der Kfz-, Hausrat- und gewerblichen Sachversicherung. Unsere zentralen Eigenprodukte in Großbritannien basieren auf der marktweiten Entwicklungsgeschichte von Versicherungsverträgen sowie auf Daten zu Schadensmeldungen und Angeboten. 

Angesichts der von uns aufmerksam beobachteten Entwicklungen im Bereich vernetzter Fahrzeuge und der fortgesetzten Fortschritte bei Fahrerassistenzsystemen (FAS / Advanced Driver Assist Systems, ADAS) verbinden wir nun Versicherungsanbieter mit europäischen Fahrzeugherstellern, um den Wert fahrzeugzentrierter Daten zu maximieren.

Unsere Fahrzeugdatenlösungen gibt es in zwei Formen. Erstens sind da die statischen Daten zum Vorhandensein von FAS. Und zweitens gibt es dynamische Daten zu Kraftstoffverbrauch, Kilometerstand und Fahrverhalten von Fahrzeugen. Im Wesentlichen stellen wir dem Versicherungsmarkt diese Daten mit der entsprechenden Einwilligung der Kunden für die Nutzung in der Bepreisung von Versicherungen und zur Schadensberechnung zur Verfügung. Auf diese Weise erhalten Konsumenten eine präziser auf sie und ihre Bedürfnisse abgestimmte Versicherungsdeckung, die auf der tatsächlich in ihrem Fahrzeug vorhandenen Ausstattung und den jeweiligen Optionen sowie auf ihrem individuellen Fahrverhalten basiert.

Das Herzstück unserer Lösungen ist der Austausch von Daten vernetzter Fahrzeuge. Wir sorgen dafür, dass Versicherungsanbieter unter Einhaltung sämtlicher Compliance-Vorschriften Zugang zu normalisierten, kontextualisierten und standardisierten Fahrdaten von Motorenherstellern erlangen.

Q. Was ist die größte Innovation Ihres Unternehmens?

LexisNexis® Vehicle Build ist eine neue Lösung für die verbesserte Evaluierung spezieller Fahrerassistenz-Systeme (FAS) zur Unterstützung der Versicherungsbepreisung und des Underwritings. Unsere Datenwissenschaftler haben ein Klassifizierungssystem für FAS-Systeme entwickelt, dessen Schwerpunkt auf den Bedürfnissen von Versicherungsunternehmen liegt. Wir haben zahlreiche FAS-Funktionen definiert und uns zum Ziel gesetzt, die Schadensfallhäufigkeit zu senken, statt einfach nur Komfort und Bequemlichkeit für den Fahrer zu steigern. 

Das Verständnis des Zusammenhangs zwischen in Fahrzeugen verbauten Sicherheitsfunktionen und versicherungsrelevanten Schadensfällen könnte Fahrzeugherstellern tiefgreifende Erkenntnisse für die Erstellung von Benchmarks auf Fahrzeugebene und für das Verständnis der Effizienz von FAS-Systemen ermöglichen. Dieser Ansatz ermöglicht es Fahrzeugherstellern außerdem, die Vorteile des Kaufs von mit Sicherheitsfeatures ausgestatteten Fahrzeugen hervorzuheben, und unterstützt das strategische Ziel der Branche, die Anzahl der Verkehrstoten auf Null zu reduzieren („Zero Fatality“).

Q. Was war die größte Herausforderung, die Ihr Unternehmen zu stemmen hatte?

Das Entschlüsseln der Spezifikationen eines neuen Fahrzeugs ist sehr komplex. Auch deshalb, weil FAS-Funktionen von den verschiedenen Herstellern meist auf unterschiedliche Weise beschrieben werden, um für Marktdifferenzierung zu sorgen. Weiter verkompliziert wird die Sache durch die Verfügbarkeit von Paketen, bei denen Originalhersteller (Original Equipment Manufacturer, OEM) eine Reihe von Features zusammenfassen und diese als Ausstattungspaket anbieten. Auch diese Pakete haben eigene Namen, und ihre Zusammenstellung kann sich im Laufe der Zeit abhängig von Verbrauchernachfrage und Wettbewerber-Benchmarking verändern.

Um diesem Problem zu begegnen, wurde ein FAS-Klassifizierungssystem geschaffen, um die Sicherheitsfeatures von Fahrzeugen und den Verwendungszweck der jeweiligen Komponenten zu klassifizieren. Derzeit beginnen europäische Motorenhersteller gerade damit, FAS-Daten bereitzustellen, und es laufen bereits recht weit fortgeschrittene Tests, um zu untersuchen, wie FAS-Ausstattungen mit Schadensansprüchen gegenüber Kraftfahrzeugversicherungen in Großbritannien und Europa zusammenhängen. Es wurden mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge in vier europäischen Ländern beurteilt, sodass Versicherungsanbieter über die Fahrgestellnummer Zugang zu Informationen zur Sicherheitsausstattung eines Autos sowie zu deren Leistung erhalten werden, was die Erstellung von Versicherungsangeboten erleichtert.

Q. In welcher Beziehung stehen Ihre Produkte und Dienstleistungen zur steigenden Nutzung von Automatisierung in der Fertigung?

Unsere Lösungen bieten Fahrzeugherstellern bessere Erkenntnisse zur Effizienz von FAS und unterstützen dadurch die Fahrzeugentwicklung. Wir helfen auch bei der Lösung sogenannter „Many-to-many-Probleme“, bei denen für zahlreiche Fahrzeuge und Fahrer zahlreiche Autohersteller mit zahlreichen Versicherungsunternehmen verbunden werden müssen. Zunächst einmal ist die Einwilligung der Konsumenten erforderlich, damit die Daten von Millionen von Fahrzeugen mit der Versicherungsbranche geteilt werden können. Auch müssen die Daten standardisiert werden, damit Konsumenten unabhängig von Marke und Modell ihres Autos marktweit einheitliche Preise zahlen. All das muss natürlich unter Einhaltung der Prinzipien der DSGVO verwaltet und kontrolliert werden, was in unserer Branche eines der wichtigsten Anliegen darstellt.

Das Herzstück unserer Lösungen ist der Austausch von Daten vernetzter Fahrzeuge. Wir sorgen dafür, dass Versicherungsanbieter unter Einhaltung sämtlicher Compliance-Vorschriften Zugang zu normalisierten, kontextualisierten und standardisierten Fahrdaten von Motorenherstellern erlangen. Dieser Ansatz beseitigt einen Großteil der Komplexität, der Kosten und der Compliance-Probleme, mit denen Fahrzeughersteller andernfalls konfrontiert wären, und ermöglicht Versicherungsvorteile für vernetzte Autos. Er fungiert auch als Wegbereiter für Abonnement- oder Pay-per-Use-Lösungen sowie für kilometerabhängige und andere Mobilitätsmodelle der Zukunft.

Unseren Schätzungen zufolge wäre der Aufbau von Verbindungen zum Versicherungsmarkt ohne Datenaustausch für Autohersteller mit Kosten in Höhe von 4 Milliarden Dollar verbunden.