Generalüberholte oder gebrauchte Automatisierungsbauteile?
2020-08-05 4 min read
Wenn eine obsolete Komponente kaputt geht, kann es für Hersteller schwierig sein, Ersatz dafür zu finden. Das gilt insbesondere in stark regulierten Branchen wie in der Arzneimittelherstellung oder der Lebensmittelverarbeitung, wo der Ersatz mit gleichwertigen Teile keine Option darstellt und es notwendig ist, als Ersatz für ein defektes Teil ein identisches Ersatzteil zu beschaffen. Gebrauchte Ersatzteile mögen zwar auf den ersten Blick wie eine großartige Lösung erscheinen, doch ihre Nutzung ist mit einer ganzen Reihe von Risiken verbunden.
Dank der ständigen und raschen Fortschritte in der industriellen Technologie haben Unternehmen heute Zugang zu immer mehr und immer fortschrittlicheren Maschinen. Immer größere Datenmengen können gesammelt und für die Zustandsüberwachung und die prädiktive Instandhaltung analysiert werden.
Doch aufgrund dieser Dynamik müssen Originalhersteller (Original Equipment Manufacturer, OEM) immer wieder die Fertigung älterer Produkte einstellen, um Raum für neue Technologien zu schaffen. Das hat dazu geführt, dass Komponenten rascher obsolet werden, was für Hersteller angesichts von Defekten oder Ausfällen obsoleter oder eingestellter Teile ein Problem darstellt.
Da die meisten Fertigungsanlagen für produktionskritische Anwendungen von Altausrüstung abhängen, sehen sich Hersteller regelmäßig mit dem Problem konfrontiert, dass sie obsolete Bauteile ersetzen müssen. Was können Sie nun in einer solchen Situation unternehmen?
Gebrauchte obsolete Teile sind im Internet in großer Zahl zu finden, manchmal sogar mit der Möglichkeit einer Expresszustellung. Oft sind solche Teile preislich günstig und die Verkäufer bieten üblicherweise eine drei- oder sogar sechsmonatige Garantie dafür. Auf den ersten Blick sieht das nach einem guten Geschäft aus.
Doch beim Kauf gebrauchter Teile bekommt man kaum konkrete Informationen zum Zustand des Bauteils. Wie lange war das Teil in Betrieb, und wie intensiv wurde es genutzt? Wurde es korrekt gewartet? In welcher Phase des Produktlebenszyklus befindet sich das Bauteil, und wie lange wird man es noch nutzen können? Üblicherweise können diese grundlegenden Fragen nicht beantwortet werden. Gebrauchte Bauteile können eine angemessene Leistung erbringen und noch jahrelang im Einsatz bleiben, doch wenn dem nicht so ist, kann es zu schwerwiegenden Auswirkungen auf Ihr Unternehmen kommen.
Stellen wir uns zum Beispiel vor, in einer Lebensmittelverarbeitungsanlage kommt es zum Ausfall einer kritischen Komponente. Je nach den gerade herrschenden Außentemperaturen bleiben dem Hersteller zwischen zwölf und 24 Stunden, um ein Ersatzteil zu beschaffen, bevor eine ganze Produktionscharge entsorgt werden muss.
Wenn das fragliche Bauteil nicht mehr vom OEM hergestellt wird, online jedoch verfügbar ist, gibt es zwei mögliche Szenarien. Im ersten Szenario ist das Ersatzteil funktionstüchtig und die Produktion kann wieder aufgenommen werden. Im zweiten Szenario passt das Bauteil nicht so, wie es sollte, wird kurz nach der Montage defekt oder funktioniert nur unzureichend – für all das kann es eine ganze Reihe unterschiedlicher Ursachen geben. Selbst wenn für das fragliche Bauteil eine Garantie gilt und der Preis dafür rückerstattet wird, muss nun eine ganze Charge Lebensmittel entsorgt werden. Der Hersteller muss sich um eine weitere Alternative umsehen, wodurch aufgrund der längeren Stillstandszeiten noch mehr Zeit und Geld verschwendet werden.
Wenn es um kritische Anwendungen geht, sind gebrauchte Bauteile der Herausforderung nicht immer gewachsen, wie dieses Beispiel veranschaulicht. Wollen Sie ein derartiges Risiko tatsächlich eingehen?
Bei generalüberholten oder aufgearbeiteten Teilen hingegen handelt es sich um Originalkomponenten, bei denen nach einer gründlichen Reinigung und sorgfältigen Prüfung etwaige abgenutzte oder beschädigte Elemente ausgetauscht wurden. Sie sind zwar keine Neuteile, doch generalüberholte Komponenten weisen kaum oder keine Abnutzung auf.
Am wichtigsten ist jedoch, dass generalüberholte Teile getestet werden, um sicherzustellen, dass ihre Leistung der eines Neuteils entspricht. Daher verfügen solche Teile meist über eine Garantie, die sowohl in Bezug auf ihre Dauer als auch auf die Spezifikationen jener eines Neuteils entspricht.
Trotzdem ist für Käufer immer noch Vorsicht geboten. Es gibt keine branchenweit standardisierte Definition für refabrizierte, aufgearbeitete oder generalüberholte Teile. Folglich werden diese Begriff oft synonym zueinander verwendet und können unterschiedliche Qualitätsstufen in Bezug auf Reparatur und Prüfung implizieren.
Am besten ist es stets, sich mit dem Verkäufer in Verbindung zu setzen und genau nachzufragen, welche Maßnahmen im Rahmen der Generalüberholung vorgenommen wurden. Ein vertrauenswürdiger Zulieferer generalüberholter Teile ist immer in der Lage, Ihre Fragen zu beantworten und wird Ihnen auch nach dem Kauf die Unterstützung bieten, die Sie benötigen.
Im Kampf gegen die Obsoleszenz sind generalüberholte Bauteile ein wichtiger Verbündeter. Durch den Aufbau einer guten Beziehung zu einem zuverlässigen Zulieferer können Sie sicherstellen, dass Sie Bauteile rasch erhalten, wenn Sie sie am dringendsten brauchen.